Family Literacy: ins Lesen Hineinwachsen
Mit Family Literacy meinen wir vereinfacht: Ein Umfeld, das uns das Hinwachsen in eine Welt der Schrift und Symbolsysteme ermöglicht. Damit das gut gelingt, brauchen wir eine lesefördernde Umgebung von Anfang an. Dazu gehört zum Beispiel das Vorhandensein von Büchern und anderen Medien, Bezugspersonen, die selbst lesen und damit Lesevorbilder sind, und vor allem: das regelmäßige gemeinsame Lesen, Vorlesen und Sprechen über das Gelesen von der frühen Kindheit an.
Wichtigkeit ist bewusst, Einfluss nicht
Zwar hat sich beinahe zu allen Eltern durchgesprochen, wie wichtig Lesen für die Bildungslaufbahn und das weitere Leben ihrer Kinder ist. Dennoch liest gemäß einer Studie der Stiftung Lesen rund ein Drittel der Eltern ihren Kindern selten oder nie vor und etwa die Hälfte der Eltern glaubt, auf die Lesefreude der Kinder keinen Einfluss nehmen zu können. Dabei kann gerade das Elternhaus einen maßgeblichen Beitrag zur Lesebiografie von Kindern leisten.
Falsche Vorstellungen rund ums Lesen
Anders als bei Bildschirmmedien, die als von Eltern als Risiko empfunden werden, greifen Eltern beim Lesen seltener erziehend ein. Auch eine fehlende Lesesozialisation negative Auswirkungen auf die Kinder haben, doch dieses Risiko wird von Eltern unterschätzt. Aufklärungsbedarf gibt es außerdem, was die positiven Konsequenzen des Lesens angeht: Eltern glauben, vor allem, dass Lesen die Intelligenz fördert und wissen nicht, dass es auch für die soziale und emotionale Entwicklung wichtig ist.
Wir klären Lese-Mythen auf
#Lesen lernt man in der Schule
Richtig, dort auch! In der Schule lernt man das Lesen als Technik bewusst. Doch ein ganz zentraler Teil der Leseentwicklung findet vorschulisch in der Familie statt: Durch Vorlesen und Bilderbuch-Betrachten, Lesevorbilder und viele Gespräche.
#Vorlesen ist nur Spielen
Nein! Vorlesen hat nachweislich viele positive Effekte: Es verankert Lesen positiv bei Kindern, ist frühe Sprach- und Medienbildung und stärkt die Beziehung zum Kind. Vorlesen ist außerdem mehr als nur Lesen. Dazu gehört auch das gemeinsame Betrachten von Bilderbüchern und die Dialoge, die dabei entstehen.
#Vorlesen ist nur für kleine Kinder
Keinesfalls! Auch Kindern im Schulalter kann und soll man noch vorlesen, denn es motiviert zum Selbstlesen und fördert das Gefühl für die Schriftsprache und das Leseverstehen. Eigentlich muss man nie damit aufhören, denn selbst im hohen Alter freuen wir uns noch, wenn uns vorgelesen wird.
#Ich kann nicht beeinflussen, ob mein Kind liest
Doch! Sogar maßgeblich. Natürlich lässt sich nicht im Einzelfall vorhersagen, ob ein Kind einmal gern und gut lesen wird, denn zu viele Faktoren spielen mit. Doch wir wissen, dass gemeinsames Vorlesen und eine vielfältige Lesekultur in der Familie die Chancen stark erhöhen!