Buchtipp: Winterschlaf

Mit seiner Oma Sylvie entdeckt der kleine Bub, wie reich die Natur wird, wenn man still beobachtet. Was als abenteuerliche Sommergeschichte beginnt, wandelt sich zu einer ruhigen, wissensreichen Wintererzählung.

Bub und Oma – unerwartet anders

„Winterschlaf – Vom Überwintern der Tiere“ erzählt von einem Buben, der seine Oma Sylvie in ihrem kleinen Haus am Waldrand besucht und mit ihr die Natur entdeckt. Im Sommer zeigt Sylvie ihm den Wald als lebendigen Spielplatz: Es wird geklettert, geplanscht und erforscht.

Taktwechsel

Doch dann verlangsamt sich der Rhythmus der Geschichte: Von Oma Sylvie lernt der Bub, dass sich durch stilles Beobachten eine ungeahnte Fülle an Erlebnissen eröffnet. Mit dem Übergang in den Winter verschiebt sich der Fokus langsam weiter auf das Erleben im Kopf: Im warmen Bett erzählt die Oma von den Überwinterungsstrategien der Tiere und öffnet so eine ganz neue, nach innen gerichtete Welt des Naturwissens.

Transformationen in Wort und Bild

Die Illustrationen von Chiu Cinyee begleiten diesen Wandel meisterhaft. Sie passen sich den inhaltlichen Veränderungen an, werden immer präziser und nähern sich gegen Winterende sogar dem Stil botanischer Lehrbücher an – ohne den charakteristischen Grundton zu verlieren. So entsteht eine visuelle Dramaturgie, die die Entwicklung der Geschichte nicht nur unterstützt, sondern miterzählt.

Langjähriger Begleiter

Mit den Jahreszeiten und dem Erzählstil ändern sich im Verlauf des Buches auch die Ansprüche. Während anfangs nur wenige Sätze die lebendigen Bilderbuch-Illustrationen begleiten, prägen später beinahe sachbuchartige Darstellungen und ausführliche Wissenstexte das Buch. Dadurch ergibt sich eine breite Altersempfehlung: Vom gemeinsamen Vorlesen im Kindergartenalter bis zum routinierten Selbstleser im fortgeschrittenen Volksschulalter bleibt „Winterschlaf“ ein Gewinn und kann über viele Jahre hinweg immer wieder neu entdeckt werden.

 

Alex Morss/Sean Taylor: Winterschlaf. Berlin: Insel Verlag, 2021.